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Unter Sprachmittlung, wie sie in der gemeinsamen Abituraufgabe zur Anwendung kommt, ist
die adressaten-, sinn- und situationsgerechte Übermittlung von Informationen vom Deut-
schen in die Fremdsprache zu verstehen. Es geht nicht um das Übersetzen von Texten.
Musteraufgabe 1 (Aufgabe zur Sprachmittlung)
Im Vorbereitungsteam zu einem Jugendkongress „Think about the Future“, der jungen Men-
schen Möglichkeiten von Studium und Beruf aufzeigen soll, sind Sie zuständig für die
Betreuung der englischsprachigen Version der Webseite dieses Kongresses.
Sie integrieren die beiden Ihnen zur Verfügung stehenden Texte in einen englischsprachigen
Artikel für die Webseite. Dabei gehen Sie auf Entwicklungen in der Arbeitswelt ein und auf
die Hinweise, die die Autoren ihren Lesern geben.
Ihr Text soll etwa 250 Wörter umfassen.
Text 1:
Wie wir arbeiten werden
So denken die Personalchefs: Unsere Kolumnistin Maren Lehky sagt, wie sich die Berufswelt
verändern wird.
Wie die Arbeitswelt der Zukunft aussehen wird, kann man recht gut an der Gegenwart ablesen. Viele Trends sind schon angelegt. Schon jetzt kommunizieren wir über verschiedene
Zeitzonen hinweg; schon jetzt arbeiten viele von uns in virtuellen Teams. Und bereits jetzt
zeichnet sich ab, dass wir einen „Arbeitnehmermarkt“ bekommen. Was den Personalchefs
Kopfzerbrechen bereitet, ist gut für Sie: Nachwuchsakademiker werden in Zukunft noch begehrter sein. Die Firmen werden sich vieles ausdenken, um sie anzulocken und sie vor allem
zu halten.
Aufgrund des Nachwuchsmangels wird Deutschland stärker auf Zuwanderung setzen, die
Unternehmen werden aber auch Arbeit in Länder verlagern, wo genügend Arbeitskräfte be-
reitstehen. Das bedeutet für Sie: Sie werden in immer internationaleren Teams arbeiten und
damit umgehen müssen, dass verschiedene Werte, Erwartungen, Kulturen und Sprachen
aufeinander treffen. Weil es weniger Arbeitnehmer geben wird und auf der anderen Seite
Sozialleistungen wahrscheinlich weiter zurückgefahren werden, werden sich viele Frauen die
Variante „Ich bleibe ein paar Jahre zu Hause beim Kind“ nicht mehr leisten können. Die Ver-
einbarkeit von Familie und Beruf wird die Unternehmen ernsthafter beschäftigen als bisher.
Frauen werden auch vermehrt in Berufe und Fächer strömen, in denen man mit höherer
Wahrscheinlichkeit mehr Geld verdienen kann. Die Lebensläufe werden bunter, mit mehr
Brüchen, Zeiten für Weiterbildung, für Sabbaticals, Monate ohne Beschäftigung oder auch
eine Selbstständigkeit zwischendurch werden den Lebenslauf prägen. Vielleicht wird es so-
gar möglich sein, zwischen verschiedenen Berufen zu wechseln und sich nicht auf lange
Sicht festlegen zu müssen.
Die Arbeitszeiten werden flexibler. Statt „abgesessener Zeit“ werde es auf Ergebnisse ankommen, egal wann und von wo sie erarbeitet wurden. Die Lebensarbeitszeit selbst aber wird sich verlängern. Das bringt ebenfalls Veränderungen mit sich. Denn gegen Ende des Arbeitslebens wird man vielleicht weniger arbeiten, vielleicht auch weniger anspruchsvoll –
und dies ohne Gesichtsverlust. Unsere Energie wird wohl nicht reichen, um das Hamsterrad
gut 45 Jahre in hohem Tempo zu drehen.
Was heißt das für Sie? Übernehmen Sie die Führung in Ihrem Leben! Kümmern Sie sich
darum, dass Sie lebenslang lernen. Teilen Sie Ihre Energie so ein, dass Sie nicht zu früh
verbrennen, denn es wird anstrengend werden. Lernen Sie früh, einen gesunden Umgang
mit dem Smartphone, setzen Sie Grenzen, seien Sie nicht immer erreichbar. Stärken Sie
Ihre persönlichen Beziehungen und Freundschaften, und schaffen Sie sich Freiraum dafür!
Bauen Sie sich etwas auf, das als breite Basis für ein langes und erfülltes Leben voller
Chancen trägt. Denn Chancen wird es reichlich geben – Sie müssen nur zugreifen!
(418 Wörter)
Quelle: Maren Lehky, „Wie wir arbeiten werden“, in: ZEIT Campus 6/11, Beilage Berufsbil-
der, S. 24
Text 2:
Arbeit und das wahre Leben
Das wahre Leben kann nicht warten. Es ist eine gefährliche Illusion zu glauben, man müsse
erst hart arbeiten, um es dann richtig schön zu haben. Denn worin sollte dieses Schöne be-
stehen, das man vertagt hat? Ist das Studium schöner als die Schule, der Beruf schöner als
das Studium, die Rentnerzeit schöner als der Job?
Viel wahrscheinlicher ist es umgekehrt: Die Aussichten auf Vergnügen sinken, nur die Konsummöglichkeiten nehmen zu. Wer während des Studiums auf den Abschluss, im Beruf auf
die Beförderung, dann auf weitere Beförderungen und schließlich auf die Pensionierung wartet, damit endlich das wahre, süße Leben beginnt, wird es nie erlangen. Das Leben ist immer
jetzt, und das heißt, es wird, wenn es verpasst wird, immer jetzt verpasst.
Die Möglichkeit zu dem Rendezvous, das dem Zwölfstundentag in der Unternehmensberatung geopfert wurde, kommt niemals wieder. Und selbst wenn es die neue Chance zu einem
neuen Date gibt, wäre es besser, man hätte schon ein wenig Erfahrung im Flirt. Auch zum
Glück gehört Übung. Liebe Studenten: Lasst euch nicht zur Askese verführen. Seid niemals
so fleißig, dass ihr nicht jeden Moment sagen könntet, ihr hättet genug erlebt und genossen,
um sterben zu können. Die Karriere ist immer ungewiss, gewiss ist nur der Tod.
(202 Wörter)
Quelle: Jens Jessen, „Arbeit und das wahre Leben“, in: ZEIT Campus 6/11, S. 56
Erwartungshorizont:
Students’ work is to be assessed both in terms of content and language according to the
respective rating scales.
Students are expected to combine the information from the two texts and produce an article,
with a suitable headline, for a website. They should use topic specific vocabulary as exemplified in the content points below and should bear in mind that the potential addressees are young people with little experience of the world of work.
trends and developments in the world of work:
• you will be working in teams, also virtual teams, consisting of various nationalities and
will have to meet the challenges of different values, expectations, cultures, and languages
• there is a market for young professionals, especially those with a university degree
• due to a shortage of highly qualified personnel, Germany will have to rely more and
more on immigration
• companies will operate in places where they find enough workers
• young women with children will not be able to afford a career break
• companies will seriously have to consider and provide for a balance between paid employment and family life
• women will increasingly choose careers offering higher salaries
• careers will be more diverse due to additional qualification, sabbaticals, breaks, selfemployment and frequent change of jobs for example
• working hours will be more flexible and output-orientated
• extended working lives will naturally result in changes as to the pace, complexity or
amount of work as the individual’s energy decreases with age
advice:
• ensure life-long learning
• use your chances
• limit your availability
• do not neglect friends and personal relationships
• do not postpone things you really want to do
• do not sacrifice your life to your job or the prospect of being promoted
• make sure you have lived your life to the full
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